Grafinger Zeitung : Heimatblatt für den Bezirk Ebersberg ; mit den amtl. Bekanntmachungen aller Behörden
(1923,Dez. - 1929; 8.1930 - 23.1945,103(10.Mai)[?]; 27.1949,1(1.Okt.)-27(30.Nov.); damit Ersch. eingest.)
ZDB-ID: 2002773-4
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Die Grafinger Zeitung erschien erstmals im Dezember 1923 und wurde zunächst halbwöchentlich, ab dem 6. Oktober 1924 bis zu ihrer Einstellung 1945 täglich publiziert. Versuche, die Zeitung im Mai 1945 und im Herbst 1949 wieder zu begründen, blieben erfolglos. Als Heimatblatt für den Landkreis Ebersberg enthält sie überwiegend aktuelle Meldungen mit regionalem Hintergrund. Die überregionalen Teile stellte zwischen 1924 und 1945 die Redaktion beim Münchner Buchgewerbehaus Müller & Sohn bzw. dem Bayerischen Zeitungsblock bereit. Die Notwendigkeit, im Markt Grafing eine eigene Zeitung herauszugeben, ergab sich, als der seit 1883 erscheinende "Ebersberger Anzeiger", der 1922 in "Der Oberbayer" umbenannt wurde, nach dem Hitlerputsch wegen regierungskritischer Berichterstattung für einige Zeit verboten wurde. Als Ersatz erschien im Dezember 1923 erstmals ein "Inseraten- und Offerten-Blatt des Bezirkes Ebersberg", das sich ab Januar 1924 "Markt Grafinger Wochenblatt" nannte. Ab August 1924 lief das Organ unter "Grafinger Zeitung" und wechselte im Oktober vom Wochenblatt zur Tageszeitung. Zum Titel traten verschiedene Untertitel wie "mit den amtlichen Bekanntmachungen der Bezirke Ebersberg und Wasserburg a. Inn" und ab Januar 1934 auch "Anerkanntes Parteiorgan der NSDAP". Verleger war das in Grafing ansässige Verlagshaus Hans Haußer (später Karl Haußer), dessen Verlagsleiterin Therese Haußer (+ 1941), Witwe von Hans Haußer (1871-1918), das Anzeigenblatt ins Leben gerufen hatte. 1941 übernahm der Sohn Karl Haußer (geb. 1904) den Verlag. Seit der Umstellung auf eine Tageszeitung kooperierte Haußer bis 1945 mit dem Münchner Buchgewerbehaus Müller & Sohn, aus dem 1929 der Bayerische Zeitungsblock hervorging. Die "Grafinger Zeitung" war eine von rund 20 Zeitungen, die der Bayerische Zeitungsblock herausgab, und gehörte mit dem "Wasserburger Anzeiger", später auch dem "Volksboten" und dem "Haager Boten" zur Gruppe II der vom Zeitungsblock verlegten Presseerzeugnisse. Die redaktionellen Teile, inklusive des Lokalteils, erstellte die Münchner Redaktion. Erst ab 1940 bestand eine Lokalredaktion in Grafing. Davor wurden lediglich die Anzeigen vor Ort angenommen. Der Bayerische Zeitungsblock und damit die "Grafinger Zeitung" war bürgerlich-konservativ ausgerichtet. Schriftleiter waren Klaus Eck (1881-1929), 1919/22 beim "Miesbacher Anzeiger" tätig, sowie ab Juli 1929 Dr. Conrad Adlmaier (1882-1966), der gleichzeitig Hauptschriftleiter des "Oberländer Heimatboten" (Vereinszeitschrift der Vereinigten Trachtenverbände) war. Die Ablösung Adlmaiers im Mai 1933 erfolgte im Zusammenhang mit der "Machtergreifung" und der Gleichschaltung des Bayerischen Zeitungsblocks. Die Berichterstattung entsprach nun den Maßgaben der NSDAP. Die Rubrik "Kirchenanzeiger" wurde im April 1935 wegen angeblichen politischen Missbrauch eingestellt. Im Laufe der Kriegszeit wurde der Umfang der Zeitung wegen Papiermangel reduziert. Versuch von Neuanfängen im Mai 1945 und im Herbst 1949. Ein Neuanfang vor Ort wurde schon im Mai 1945 versucht, als kurz vor und nach dem Einmarsch der amerikanischen Truppen vier Ausgaben, die verlegt wurden. Verantwortlicher Redakteur war der Aktivist der "Freiheitsaktion Bayern" und spätere CSU-Politiker Hans Drachsler (1916-1996), der 1952-1965 als Chefredakteur und Verlagsleiter dem "Bayernkurier" vorstand. Das Verbot aller deutschen Medien am 12. Mai 1945 und die Lizenzpolitik der amerikanischen Besatzungsmacht, die darauf zielte, das alte dichte Netz an Heimatzeitungen nicht wiederherzustellen, brachten noch im Mai 1945 das Ende der "Grafinger Zeitung". Nach Aufhebung des Lizensierungszwangs für Zeitungen 1949 (wirksam seit 3. Oktober 1949) wurde die "Grafinger Zeitung" in Kooperation mit dem "Ebersberger Anzeiger" wieder begründet. Sie erschien dreimal wöchentlich. Den überregionalen Teil stellte eine Traunsteiner Redaktion unter der Schriftleitung von Dr. Conrad Adlmaier bereit. Wenige Wochen später aber traf Verleger Haußer eine Übereinkunft mit dem "Münchner Merkur"; am 30. November 1949 erschien die letzte Ausgabe der "Grafinger Zeitung". Der Name lebte noch einige Jahre in der Lokalausgabe des "Münchner Merkurs" für den Landkreis Ebersberg fort. Der Bestand der BSB wurde durch die Beschaffung von Exemplaren aus privatem Besitz ergänzt, doch konnten die Lücken im Bestand nicht vollständig geschlossen werden. Hieraus ergibt sich der Umstand, dass in manchen Fällen nur vereinzelte Nummern eines Jahrganges bereitgestellt werden können. Einige Exemplare sind auch nur in Teilen erhalten. Die privaten Exemplare enthalten teilweise auch persönliche handschriftliche Notizen der jeweiligen Besitzer, in einigen Fällen sind auch einzelne Artikel ausgeschnitten.
Das Zeitungsunternehmen steht als Imageversion wie auch in der Volltextsuche zur Verfügung.
Die Digitalisierung wurde durch den Historischen Verein für den Landkreis Ebersberg, die Stadt Grafing und die Kreisdokumentation des Landkreises Ebersberg unterstützt.